
Unsere Böden sind eine unerlässliche, nicht erneuerbare Ressource für die Landwirtschaft. Sie bilden die Basis für die Erzeugung von Lebensmitteln, Fasern und anderen Rohstoffen für eine kreislauforientierte Bioökonomie.
Auch für die biologische Vielfalt sind die Böden wichtig; sie spielen eine zentrale Rolle bei der Kohlenstoffbindung und -speicherung und leisten in der Wasserregulierung und im Nährstoffkreislauf wichtige Dienste für das Ökosystem.
Um diese wichtigen Funktionen und Ökosystemleistungen zu schützen, unterstützt die gemeinsame Agrarpolitik (GAP) eine nachhaltige Boden- und Landbewirtschaftung.
Boden und Landwirtschaft in der EU
Etwa 50 % der Fläche der EU sind von Ackerland bedeckt, weshalb die Landwirtschaft eng mit der Bodengesundheit verbunden ist. Doch die Böden in der EU sind mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert, zum Beispiel Erosion, Bodendegradation und Wüstenbildung sowie einem Rückgang der organischen Substanz und dem Verlust an biologischer Vielfalt.
Viele dieser Faktoren hängen mit der Landwirtschaft und einer immer höheren Nachfrage nach Nahrungsmitteln zusammen, darunter:
- Bodendegradation und Rückgang durch intensive Bewirtschaftung
- Verdichtung aufgrund schwerer Maschinen und ungeeigneter agronomischer Bewirtschaftungsmethoden
- Schäden an der biologischen Vielfalt durch Monokulturen und andere Landnutzungs- und Bewirtschaftungsverfahren
- Kontaminierung durch Chemikalien (z. B. Pestizide, Schwermetalle, Arzneimittel, Kunststoffe usw.)
- Aufgabe und Vernachlässigung landwirtschaftlicher Flächen
Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) gewährleistet, dass die Landwirtschaft mit der Bodenschutzpolitik der EU im Einklang steht, wie sie in der aktuellen thematischen Strategie für den Bodenschutz festgelegt ist. Eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung ist auch für weitere Strategien und Schwerpunkte des europäischen Grünen Deals von wesentlicher Bedeutung, darunter:
- Strategie „Vom Hof auf den Tisch“
- Aktionsplan für Schadstofffreiheit
- Beitrag zum Klimaschutz und Anpassung an seine Folgen
- Biodiversitätsstrategie, in der auch eine neue EU-Bodenstrategie für 2021 angekündigt wird
- neuer Aktionsplan für die ökologische/biologische Produktion
Aktuelle GAP-Maßnahmen
Über eine Vielzahl von Vorschriften und Maßnahmen versucht die GAP, die Rolle des Bodens in nachhaltigen Landwirtschaftssystemen in der EU zu erhalten, um es den Landwirten zu ermöglichen,
- sichere, gesunde und nachhaltig erzeugte Lebensmittel für die Gesellschaft bereitzustellen,
- unter Berücksichtigung aller von ihnen erbrachten öffentlichen Güter ein sicheres und faires Einkommen zu erzielen,
- natürliche Ressourcen zu schützen, die biologische Vielfalt zu fördern und zum Kampf gegen den Klimawandel beizutragen.
Einhaltung anderweitiger Verpflichtungen (Cross-Compliance)
Im Rahmen der Cross-Compliance (Einhaltung anderweitiger Verpflichtungen) sind die Zahlungen an Begünstigte der GAP an eine Reihe von Grundanforderungen an die Betriebsführung (GAB) sowie an Verpflichtungen in Bezug auf den guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand (GLÖZ) gebunden. Vorschriften der Cross-Compliance in Hinsicht auf die Böden sind zum Beispiel:
- Mindestanforderungen an die Bodenbedeckung (GLÖZ 4)
- Mindestanforderungen an die Bodenbewirtschaftung zur Begrenzung der Erosion (GLÖZ 5)
- Erhaltung des Anteils der organischen Substanz im Boden (GLÖZ 6)
Ökologisierungszahlungen
Nach den derzeitigen GAP-Vorschriften müssen Landwirtinnen und Landwirte drei obligatorische Maßnahmen durchführen, um Ökologisierungszahlungen zu erhalten. Jede dieser Bewirtschaftungsmethoden dient der Bodengesundheit:
- Anbaudiversifizierung: Eine größere Vielfalt bei den angebauten Kulturpflanzen macht Böden und Ökosysteme widerstandsfähiger.
- Dauergrünland: Diese Flächen erhalten die Fruchtbarkeit des Bodens, binden organischen Kohlenstoff im Boden, wirken der Erosion entgegen und schützen Biotope und damit auch die biologische Vielfalt.
- Ökologische Vorrangflächen: Günstig für die Bodenbeschaffenheit sind Brachflächen, Terrassen, Feldränder, Agrarforstwirtschaft, Zwischenfrüchte, Gründecke und stickstoffbindende Pflanzen.
Ab 2023 werden die wirksamsten Aspekte der grünen Direktzahlungen angepasst und in die reformierte GAP integriert. Direktzahlungen werden durch das neue Instrument „Öko-Regelungen“ weiterhin zu den Umwelt- und Klimazielen beitragen.
Entwicklung des ländlichen Raums
Die Entwicklung des ländlichen Raums (die sogenannte „zweite Säule“ der GAP) umfasst einen spezifischen Schwerpunktbereich Boden, bei dem es darum geht, der Erosion entgegenzuwirken und die Bewirtschaftung zu verbessern.
In ihren Programmen zur Entwicklung des ländlichen Raums können die EU-Länder zu diesem Schwerpunkt durch Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AECM) beitragen, mit denen die Landwirte sich zu Bewirtschaftungsmethoden verpflichten, die den Boden schützen und verbessern.
Um eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung zu fördern, können die EU-Länder auch weitere Maßnahmen einführen:
- Maßnahmen zur Förderung des ökologischen/biologischen Landbaus, um gesunde Böden und die biologische Vielfalt zu erhalten
- Maßnahmen zur Förderung der forstwirtschaftlichen Entwicklung, die der Bodenerosion entgegenwirken
- Investitionsmaßnahmen, um Maschinen für konservierende Bodenbearbeitung zu finanzieren. Dadurch werden Oberflächen weniger zerstört und in Herbst und Winter bleibt eine dichtere Bodenbedeckung erhalten, was die die Treibhausgasemissionen und die Erosion verringert und den Aufbau von organischer Bodensubstanz fördert.
- Maßnahmen zur Unterstützung von Wissenstransfer, Beratungsdiensten und Zusammenarbeit. Diese helfen den Landwirtinnen und Landwirten, Schäden durch Erosion, Versauerung oder Verlust organischer Substanzen entgegenzuwirken und nachhaltige Bodenbewirtschaftungsverfahren anzunehmen, die an die lokalen agrarökologischen und landwirtschaftlichen Bedingungen angepasst sind.
Das Europäische Netz für die Entwicklung des ländlichen Raums (ENRD) unterstützt außerdem den Austausch von Ideen und bewährten Verfahren über Themen wie Ressourceneffizienz sowie Wasser- und Bodenbewirtschaftung.
Die neue GAP: 2023–2027
Die neue GAP, die ab 2023 gelten soll, wird im Einklang mit den Zielen des europäischen Grünen Deals mehr Unterstützung für gesunde Böden vorsehen.
Spezifisches Ziel der GAP
Nach Vorschlägen der Kommission wird die neue GAP auf neun spezifische Ziele ausgerichtet sein. Bei mehreren dieser Ziele wird die nachhaltige Bodenbewirtschaftung ein wesentlicher Aspekt sein, vor allem wenn es um Landschaften und biologische Vielfalt, natürliche Ressourcen und Klimaschutz geht.
GAP-Strategiepläne
In ihren GAP-Strategieplänen werden die EU-Länder mehr Flexibilität bei der Gestaltung von Interventionen haben, die den dringendsten Herausforderungen für ihre Böden gelten, während sie gleichzeitig zu den gemeinsamen EU-Zielen beitragen.
Neue grüne Architektur
Eine neue grüne Architektur für die GAP wird strengere Vorschriften enthalten und mehr Möglichkeiten für eine umweltfreundliche Landwirtschaft bieten. So wird ein erheblicher Teil des GAP-Haushalts für Öko-Regelungen bereitgestellt werden, mit denen freiwillige Tätigkeiten der Landwirtinnen und Landwirte unterstützt werden können. Im Januar 2021 veröffentlichte die Kommission eine indikative Liste von Öko-Regelungen, darunter verschiedene Maßnahmen, die sich positiv auf die Bodenbeschaffenheit auswirken.
Betriebsnachhaltigkeitsinstrument für Nährstoffe
Mit der neuen GAP wird das Betriebsnachhaltigkeitsinstrument für Nährstoffe (FaST) eingeführt. Dieses Instrument bietet Beratung für die Landwirtinnen und Landwirte darüber, wie die Ausbringung von Düngemitteln an die tatsächlichen Bedürfnisse der jeweiligen Kultur angepasst und mit den geltenden Rechtsvorschriften über den Einsatz von Düngemitteln in Einklang gebracht werden kann. Mit dem neuen Instrument wird die Optimierung des Düngemitteleinsatzes vorangebracht, was sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Vorteile hat. Parallel dazu trägt es zur Digitalisierung der Landwirtschaft bei, indem die Kompetenzen der Landwirte beim Einsatz solcher digitalen Tools verbessert werden.
Beobachtung der Fortschritte
Die Kommission erfasst über den gemeinsamen Überwachungs- und Bewertungsrahmen (CMEF) eine große Bandbreite an Indikatoren für die Messung der Fortschritte der GAP bei der Verwirklichung ihrer politischen Ziele. Das Datenportal der Kommission für Agrar- und Lebensmittelerzeugnisse enthält auch ein Boden-Dashboard mit einigen der wichtigsten Indikatoren für die Böden.
Der CMEF umfasst auch Evaluierungen und externe Studien. Im November 2020 veröffentlichte die Kommission eine unabhängige Studie über die Auswirkungen der GAP auf die nachhaltige Bodenbewirtschaftung, die von „Alliance Environement GEIE“ durchgeführt wurde.
Nach den Vorschlägen der Kommission wird die neue GAP einen robusten Leistungs-, Überwachungs- und Bewertungsrahmen (PMEF) beinhalten, der die Rechenschaftspflicht und den Übergang zu einem leistungsgestützten Umsetzungsmodell erleichtern soll.
Wissen, Forschung und Innovation
Für eine bessere nachhaltige Bodenbewirtschaftung sind mehr Wissen, Forschung und Innovation erforderlich.
Das landwirtschaftliche Beratungssystem (FAS) bietet den Landwirtinnen und Landwirten Beratung zur Umsetzung vorschriftsmäßiger nachhaltiger Bodenbewirtschaftungsmethoden in ihren Betrieben sowie zu den verfügbaren Hilfen im Rahmen der Entwicklung des ländlichen Raums und zu neuen Methoden und Technologien.
Forschung und Innovation
Die Kommission fördert außerdem Forschung und Innovation, um die Auswirkungen der Land- und Forstwirtschaft auf den Boden besser zu verstehen und neue Techniken und Technologien zu entwickeln, die bodenverbessernde Produktionssysteme voranbringen. Die Kommission schlägt insbesondere neue Ansätze für Forschung und Innovation im Zusammenhang mit allgemeiner und beruflicher Bildung, Investitionen und der Demonstration bewährter Verfahren in „Living Labs“ (Reallaboren) und „Lighthouses“ (Leuchtturmprojekten) der Horizont-Europa-Mission „Ein Boden-Deal für Europa“ vor.
Europäische Innovationspartnerschaft für landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit
Die Europäische Innovationspartnerschaft für landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit (EIP-AGRI) bleibt auch in Zukunft ein wichtiges GAP-Instrument zur Förderung der Entwicklung und Verbreitung innovativer Lösungen durch die Arbeit der operationellen Gruppen. Diese operationellen Gruppen bringen Land- und Forstwirte, Forschende, Berater, Unternehmen und Umwelt-NRO zusammen, um gemeinsam innovative Projekte in der Landwirtschaft und andere Aktivitäten in ländlichen Gebieten auf den Weg zu bringen.
Forschung in Aktion: Digitalisierung

Die Digitalisierung kann Landwirtinnen und Landwirten dabei helfen, durch Unterstützung der Bewirtschaftungsmethoden die Fruchtbarkeit der Böden zu verbessern und die Umweltverschmutzung zu verringern. Die Präzisionslandwirtschaft nutzt zum Beispiel digitale Positionsüberwachung für das zielgerichtete Ausbringen von Nährstoffen und Pestiziden, während Satellitenleitsysteme die Nutzung dauerhafter Fahrspuren, das so genannte Regelspurverfahren, ermöglichen. Aufgrund der geringeren Verdichtung der oberen Bodenschichten verbessern sich Wasser- und Luftdurchlässigkeit der Böden, was für stabilere Erträge auch in Dürreperioden und bei Starkregen sorgt.