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Agriculture and rural development

Hanf

Der Hanfanbau bietet Landwirtinnen und Landwirten, der Industrie und den Verbrauchern in der Europäischen Union eine Fülle von Möglichkeiten.

Hanfanbau in der EU

Hanf wird in ganz Europa angebaut. In den letzten Jahren stieg die für den Hanfanbau in der EU bereitgestellte Fläche stark an: von 19 970 Hektar (ha) im Jahr 2015 auf 34 960 ha im Jahr 2019 (Anstieg um 75 %). Im selben Zeitraum stieg der Ertrag an Hanf von 94 120 Tonnen auf 152 820 Tonnen (Anstieg um 62,4 %). Frankreich ist mit einem Anteil von über 70 % an der Gesamterzeugung der EU der wichtigste Erzeuger, gefolgt von den Niederlanden (10 %) und Österreich (4 %).

Hanfanbau trägt zu den Zielen des europäischen Grünen Deals bei

Hanf ist in vielerlei Hinsicht nützlich für die Umwelt.

  • Kohlenstoffspeicherung: ein Hektar Hanf bindet 9 bis 15 Tonnen CO2, was einem jungen Wald entspricht, wobei der Hanf nur fünf Monate zum Wachsen braucht.
  • Unterbrechen von Krankheitszyklen: Hanf hilft in der Fruchtfolge dabei, die Verbreitung von Krankheiten zu stoppen. Außerdem können aufgrund des schnellen Wachstums und der Schattenbildung von Hanfpflanzen Unkräuter nicht wachsen.
  • Vorbeugung der Bodenerosion: Die dichten Blätter der Hanfpflanze bilden eine natürliche Bodenbedeckung, reduzieren den Wasserverlust und bremsen die Bodenerosion. Nur drei Wochen nach dem Keimen bedeckt Hanf den Boden komplett.
  • Biologische Vielfalt: Hanfpflanzen blühen normalerweise von Juli bis September, wenn andere Feldfrüchte keinen Pollen produzieren. Die Pollenproduktion von Hanf ist sehr hoch. Außerdem bieten Hanfpflanzen Vögeln Schutz, und ihre Samen liefern Nahrung für Tiere.
  • Geringer oder gar kein Bedarf an Pestiziden: Da es genügend natürliche Feinde von Schädlingen in Hanfplantagen gibt, kann in den meisten Fällen auf Insektizide, Herbizide und Fungizide verzichtet werden.

Weiterführende Informationen

Ein europäischer Grüner Deal

Verwendungszwecke von Hanf

1. Textilindustrie (Hanffasern)

Hanffasern sind Leinen (Flachsfaser) sehr ähnlich, und die Textilindustrie interessiert sich mehr und mehr für die Einsatzmöglichkeiten. Die Europäische Kommission benennt in ihrem Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft die Textilindustrie als einen der Eckpfeiler im Übergang zu einer grüneren und nachhaltigeren Wirtschaft und fordert die Interessenträger auf, nach neuen Materialien und neuen Wirtschaftsmodellen zu suchen. Zu diesem Zweck wird die Kommission eine umfassende EU-Strategie für nachhaltige Textilien entwickeln, um ein nachhaltigeres, innovativeres Wirtschaftsmodell zu gestalten, das auf der Kreislaufwirtschaft beruht.

Hemp fibre and textile material
Hemp fibre is a sustainable raw material for the textile industry.

2. Lebensmittel und Futtermittel (Hanfsamen)

Hanfsamen enthalten hohe Anteile an Eiweiß, Ballaststoffen, Vitaminen, Omega-3-Säuren und Mineralien. Entspelzte Hanfsamen können daher für die menschliche Ernährung, ganze Hanfsamen als Futtermittel für Tiere eingesetzt werden.

3. Bauwesen (Hanffasern)

Im Bauwesen werden vor allem drei Produkte auf Hanfbasis eingesetzt: Hanfkalk oder Hanfbeton (LHC), Hanfwolle und Faserdämmplatten. Auf den Bausektor entfallen 40 % des Energieverbrauchs und 36 % der Treibhausgasemissionen – und 75 % dieser Energie werden verschwendet. Dies bot Anlass dazu, Bauverfahren und -materialien zu erforschen, die CO2-neutral sind oder CO2 speichern. Hanfbeton gilt als Kohlenstoffsenke, da in diesem Material mehr Kohlenstoffdioxid gespeichert wird, als während seiner Herstellung erzeugt wird, und außerdem speichert es den CO2 während der gesamten Lebensdauer des Gebäudes. Die Verbesserung der Energieeffizienz im Bausektor wird für die Verwirklichung des Ziels der CO2-Neutralität bis 2050 im Rahmen des europäischen Grünen Deals eine wichtige Rolle spielen, wozu Hanf entscheidend beitragen kann.

Hemp fibre in the construction sector
Lime hemp concrete, hemp wool and fibre-board insulation are used in the construction sector due to their energy efficient properties.

4. Papierherstellung (Hanffasern)

Die Verwendung von Hanffasern für die Papierherstellung bietet viele Vorteile: Hanfstiele sind bereits in fünf Monaten reif; Hanfpapier benötigt nicht unbedingt giftige Chemikalien für die Bleiche, und es kann bis zu sieben oder acht Mal recycled werden.

Rolls of paper constructed from hemp fibre
Hemp fibre paper is a more sustainable alternative to paper made from wood pulp.

5. Sonstige Verwendungszwecke

Produkte auf Hanfbasis werden in verschiedenen Industriezweigen und für verschiedene Zwecke eingesetzt. Die negativen Umweltauswirkungen von Kunststoffen haben die Hersteller veranlasst, nach Alternativen zu suchen. Aufgrund seines geringen Gewichts und seiner Haltbarkeit eignet sich Hanf besonders gut. Als Ersatz für Kunststoffe werden Produkte auf Hanfbasis bereits in verschiedenen Wirtschaftszweigen eingesetzt, z. B. in der Automobilherstellung, im Schienenverkehr und in Luft- und Raumfahrt.

Auch in der Kosmetik (Öle, Lotionen, Shampoos usw.) und bei der Energieerzeugung (Biokraftstoffe) werden Hanfbestandteile verwendet. Interesse besteht auch für die Herstellung und Vermarktung von Hanfextrakten, vor allem Cannabidiol (CBD) für mögliche Verwendungszwecke in Kosmetik, Gesundheitsprodukten und Lebensmitteln. Diese Möglichkeiten unterliegen jedoch den jeweiligen EU-Anforderungen. Im November 2020 entschied der Gerichtshof der Europäischen Union, dass die Vermarktung von rechtmäßig hergestelltem CBD nach EU-Recht zulässig ist.

Definition und Bestimmungen

Hanf (Cannabis sativa Linn) gehört zur Familie der Cannabaceae, in der der Gehalt an Tetrahydrocannabinol (THC) gemäß den Bestimmungen der Gemeinsamen Agrarpolitik sehr gering ist. Hanf wird vor allem für industrielle Zwecke angebaut, und 75 verschiedene Hanfarten sind im EU-Katalog registriert. Aufgrund seines niedrigen THC-Gehalts kann Hanf, der den Bestimmungen der GAP entspricht, nicht zur Herstellung von Suchtmitteln verwendet werden.

Laut Artikel 189 der Verordnung (EU) 1308/2013 unterliegen alle Hanfeinfuhren derzeit einer Einfuhrlizenzregelung. Außerdem gilt:

  • Rohhanf des KN-Codes 5302 10 darf nicht mehr als 0,3 % THC enthalten.
  • Hanfsamen für die Aussaat müssen von einem Nachweis darüber begleitet werden, dass der THC-Gehalt der betreffenden Sorte 0,3 % nicht überschreitet.
  • Hanfsamen, die nicht für die Aussaat bestimmt sind, dürfen nur mit einer Zulassung der EU-Länder eingeführt werden, und die zugelassenen Importeure müssen den Nachweis erbringen, dass das Saatgut so behandelt wurde, dass eine Verwendung zur Aussaat ausgeschlossen wird.
  • Die EU-Länder können im Rahmen der EU-Verträge und der internationalen Verpflichtungen auch strengere Vorschriften erlassen.

Unterstützung im Rahmen der GAP

Landwirtinnen und Landwirte, die Hanf anbauen, können im Rahmen der GAP flächenbezogene Direktzahlungen beantragen. Sie müssen neben den allgemeinen Voraussetzungen für den Erhalt von Direktzahlungen außerdem spezifische Anforderungen für Hanf erfüllen, damit keine illegalen Kulturpflanzen GAP-Unterstützung erhalten.

  • Die angebaute Hanfsorte darf nicht mehr als 0,3 % THC enthalten.
  • Die Landwirte müssen zertifiziertes Saatgut von Sorten verwenden, die im gemeinsamen Sortenkatalog für landwirtschaftliche Pflanzenarten der EU verzeichnet sind. In diesem Katalog sind 75 verschiedene Hanfsorten aufgeführt.

Die EU-Länder können unter bestimmten Bedingungen den Hanf anbauenden Landwirten fakultative gekoppelte Stützung gewähren. Dies geschieht derzeit in Frankreich, Polen und Rumänien.

Hanfanbauer können auch über Fördermaßnahmen für die Entwicklung des ländlichen Raums Unterstützung beantragen, die im Rahmen der zweiten Säule der GAP angeboten werden. Es gibt gezielte Unterstützungsangebote zur Förderung von Investitionen und Wissensaufbau, zur Neugründung von Unternehmen, von Innovation und Organisation der Versorgungskette, von ökologischem/biologischem Landbau, von Umweltschutz und Klimapolitik.

Ausschüsse und Expertengruppen

Der Ausschuss für die gemeinsame Organisation der Agrarmärkte tritt regelmäßig zusammen, um über Themen wie Entwicklung der Marktpreise, Erzeugung und Handel in der EU und mit Drittländern zu diskutieren. Er unterstützt die Kommission auch beim Erlass von Durchführungsrechtsakten.

Über die Gruppe für den zivilen Dialog zum Thema Ackerkulturen, die sich mit den Sektoren Baumwolle, Flachs und Hanf befasst, tauscht sich die Kommission regelmäßig mit Interessenträgern über Faserpflanzen betreffende Themen, darunter Hanf, aus.

Rechtsgrundlagen

Verordnung (EU) 2021/2115 mit Vorschriften für die Unterstützung der von den Mitgliedstaaten im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik zu erstellenden Strategiepläne (GAP-Strategiepläne).

Verordnung (EU) Nr. 1308/2013 über eine gemeinsame Marktorganisation für landwirtschaftliche Erzeugnisse

Delegierte Verordnung (EU) Nr. 639/2014 der Kommission, mit der die Anforderung der Verwendung einer zertifizierten Sorte aus dem „Gemeinsamen Sortenkatalog für landwirtschaftliche Pflanzenarten“ eingeführt wird

Delegierte Verordnung (EU) 2016/1237 der Kommission und Durchführungsverordnung (EU) 2016/1239, mit denen Einfuhrlizenzen für Hanf festgelegt werden

Durchführungsverordnung (EU) 2016/1239 der Kommission mit Durchführungsbestimmungen zur Verordnung (EU) Nr. 1308/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates in Bezug auf die Regelung über Ein- und Ausfuhrlizenzen

Verordnung (EU) 2022/1393 der Kommission betreffend Höchstgehalte für Delta-9-Tetrahydrocannabinol (Δ9-THC) in Hanfsamen und daraus gewonnenen Erzeugnissen

Durchführungsverordnung (EU) 2022/1173 der Kommission betreffend das integrierte Verwaltungs- und Kontrollsystem im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik

Richtlinie 2002/53/EG des Rates über einen gemeinsamen Sortenkatalog für landwirtschaftliche Pflanzenarten

Richtlinie 2002/57/EG des Rates über den Verkehr mit Saatgut von Öl- und Faserpflanzen.

Entscheidung 2003/17/EG über die Gleichstellung von Feldbesichtigungen von Saatgutvermehrungsbeständen in Drittländern und über die Gleichstellung von in Drittländern erzeugtem Saatgut