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Agriculture and rural development

Olivenöl

Ein Überblick über Erzeugung und Vermarktung von Olivenöl in der EU

Olivenöl in der EU

Die Europäische Union ist bei der Erzeugung, beim Verbrauch und beim Export von Olivenöl führend.

Rund 67 % des weltweit erzeugten Olivenöls kommen aus der EU. Etwa 4 Millionen Hektar sind vor allem in den Ländern des Mittelmeerraums der EU für den Anbau von Olivenbäumen bestimmt. Dabei kommen traditionelle, intensive und sehr intensive Anbaumethoden zur Anwendung.

In Italien und Spanien werden mit je 500 000 Tonnen pro Jahr EU-weit die größten Mengen verbraucht; beim Verbrauch pro Kopf liegt hingegen Griechenland mit etwa 12 Kilo pro Jahr vorn. Insgesamt steht die EU mit rund 53 % des weltweiten Verbrauchs an erster Stelle.

Es gibt acht verschiedene Kategorien von Olivenölen und Oliventresterölen:

  • natives Olivenöl extra,
  • natives Olivenöl,
  • Oliven-Lampantöl, nicht behandelt,
  • raffiniertes Olivenöl,
  • Olivenöl – bestehend aus raffinierten Olivenölen und nativen Olivenölen,
  • Oliventresteröl,
  • rohes Oliventresteröl,
  • raffiniertes Oliventresteröl.

Nicht alle Kategorien dürfen an Verbraucherinnen und Verbraucher verkauft werden. Lediglich natives Olivenöl extra, natives Olivenöl, Olivenöl bestehend aus raffinierten Olivenölen und nativen Olivenölen sowie Oliventresteröl können unmittelbar im Einzelhandel erworben werden.

Die Europäische Kommission hat ein Informationsblatt mit weiteren Einzelheiten zu diesen Kategorien und ihren Eigenschaften sowie zur Erzeugung von Olivenöl erstellt.

27. FEBRUAR 2020
Factsheet: EU olive oil

Marktverhältnisse

Die EU steht für rund 65 % der Olivenölausfuhren weltweit. Die wichtigsten Bestimmungsländer für diese Ausfuhren sind die Vereinigten Staaten, Brasilien und Japan.

In der EU wird der Markt für Olivenöl umfassend beobachtet, um Daten zu verschiedenen Aspekten davon zusammenzutragen, darunter Preise, Bilanzen, Erzeugung und Handel sowie Informationen über die Einfuhrkontingente für tunesisches Olivenöl.

Vermarktungsnormen

Die EU-Vermarktungsnormen sorgen dafür, dass es sich bei den in Verkehr gebrachten Agrarerzeugnissen um normgerechte Erzeugnisse von zufriedenstellender Qualität handelt, um den Handel zu erleichtern und gleiche Wettbewerbsbedingungen für die Erzeuger in der EU zu gewährleisten. In den EU-Rechtsvorschriften für Olivenöl sind die verschiedenen Kategorien von Olivenölen und Oliventresterölen, die von den Kontrollbehörden der Mitgliedstaaten anzuwendenden Analysemethoden und außerdem die Regeln für Kennzeichnung und Verpackung festgelegt.

Kategorien von Olivenölen

Um im Rahmen einer bestimmten Kategorie auf den Markt gebracht werden zu können, müssen die Eigenschaften des Olivenöls die für diese Kategorie durch EU-Vorschriften festgelegten Parameter einhalten. Es ist Aufgabe der Wirtschaftsbeteiligten und der EU-Mitgliedstaaten, dies zu gewährleisten.

Die verschiedenen Kategorien von Olivenölen werden nach Qualitätsparametern eingestuft, die sich auf Folgendes beziehen:

  • physikalisch-chemische Eigenschaften wie Säuregehalt, Peroxidzahl, Fettsäuregehalt und Zusammensetzung der Sterine,
  • organoleptische (sensorische) Eigenschaften wie Fruchtigkeit und Abwesenheit organoleptischer Fehler.

Native Olivenöle

Es gibt drei verschiedene Kategorien nativer Olivenöle.

  • Natives Olivenöl extra ist die Kategorie mit der höchsten Qualität. Hinsichtlich ihrer organoleptischen Eigenschaften hat es keinerlei Fehler; der Geschmack ist fruchtig. Sein Säuregehalt darf 0,8 % nicht überschreiten.
  • Natives Olivenöl darf geringfügige sensorische Mängel aufweisen. Sein Säuregehalt darf 2 % nicht überschreiten.
  • Oliven-Lampantöl ist ein natives Olivenöl von geringerer Qualität mit einem Säuregehalt von mehr als 2 %, keinerlei fruchtigen Eigenschaften und erheblichen sensorischen Mängeln. Oliven-Lampantöl ist nicht zur Vermarktung im Einzelhandel bestimmt. Es wird raffiniert oder für industrielle Zwecke verwendet.

Sonstige Kategorien von Olivenöl

Folgende Kategorien von Olivenöl sind keine nativen Olivenöle:

  • Raffiniertes Olivenöl wird durch die Raffination eines fehlerhaften nativen Olivenöls erzeugt, zum Beispiel Oliven-Lampantöl. Es ist nicht zur Vermarktung im Einzelhandel bestimmt. Sein Säuregehalt beträgt bis zu 0,3 %.
  • Olivenöl – bestehend aus raffinierten Olivenölen und nativen Olivenölen wird durch Verschnitt von raffiniertem Olivenöl mit nativem Olivenöl extra oder nativem Olivenöl hergestellt. Sein Säuregehalt beträgt bis zu 1 %.
  • Rohes Oliventresteröl: Oliventrester ist die nach der Extraktion des Öls aus den Oliven verbleibende Paste. Das aus dieser Paste gewonnene Öl wird als rohes Oliventresteröl bezeichnet.
  • Raffiniertes Oliventresteröl: Rohes Oliventresteröl kann raffiniert und mit nativen Olivenölen verschnitten werden. Dieser Verschnitt wird als raffiniertes Oliventresteröl bezeichnet. Sein Säuregehalt darf bis zu 1 % betragen.

Konformitätskontrolle

Um zu gewährleisten, dass die Vermarktungsnormen für Olivenöle und Oliventresteröle eingehalten werden, müssen die EU-Länder gemäß den Rechtsvorschriften eine Mindestanzahl von Kontrollen pro Jahr durchführen, abhängig von den in ihrem Land vermarkteten Mengen Olivenöl. Diese Kontrollen dienen der Überprüfung, dass Kennzeichnung und Verpackung den rechtlichen Anforderungen und die Kategorie des Öls der angegebenen Kategorie entsprechen.

Im Oktober 2019 wurde eine von der Kommission finanzierte Studie über die Durchführung der Konformitätskontrollen im Olivenölsektor der EU veröffentlicht.

Bei der Festlegung der Anzahl der Konformitätskontrollen, die jedes EU-Land zur Überprüfung der Qualität des Olivenöls durchführen muss, werden folgende Kriterien zugrunde gelegt:

  • Ausfuhr- und Verbrauchsdaten: EU-Länder, die Olivenöl erzeugen („Erzeugermitgliedstaaten“) müssen mehr Kontrollen durchführen als EU-Länder, die dies nicht tun („Nichterzeugermitgliedstaaten“). Die am häufigsten geprüfte Kategorie ist natives Olivenöl extra, da sie im EU-Einzelhandel am meisten verkauft wird.
  • Risikoanalyse: Bei den Kontrollen werden Risikofaktoren wie die Merkmale des Erzeugnisses (z. B. Kategorie, Produktionszeitraum, Verpackungsvorgang, Lagerung, Ursprungs-/Zielland, Versandverfahren, Menge usw.), Ergebnisse früherer Kontrollen, Beanstandungen durch Verbraucher oder Eigenschaften der Wirtschaftsbeteiligten berücksichtigt.

Die Konformitätskontrollen sollen nicht die allgemeine Qualität des Olivenöls auf dem europäischen Markt bestimmen. Eine Nichtkonformität hilft den Behörden in den EU-Ländern dabei, mögliche Mängel in der Lieferkette zu ermitteln. Je nachdem, wie schwerwiegend die festgestellte Unregelmäßigkeit ist, werden die EU-Länder tätig. Dabei kann es sich zum Beispiel um einen Rückruf des Produkts vom Markt, die Verhängung von Bußgeldern für Wirtschaftsbeteiligte oder sogar um ein Strafverfahren handeln.

Um die Verbraucherinnen und Verbraucher in der EU mit hochwertigem Olivenöl zu versorgen, organisiert die Kommission jährliche Workshops und fördert die Zusammenarbeit zwischen den EU-Ländern, um zu gewährleisten, dass die Kontrollen fachgerecht durchgeführt werden.

Kennzeichnungsprüfung

Kennzeichnungsprüfungen gewährleisten, dass die Bezeichnung oder der Handelsname, unter dem das Erzeugnis an die Verbraucher verkauft wird, mit den in der Verordnung (EU) 1308/2013 (Anhang VII Teil VIII) und in der Delegierten Verordnung (EU) 2022/2104 der Kommission festgelegten spezifischen Vorschriften übereinstimmt.

Die Vorschriften für die fakultative Kennzeichnung betreffen zum Beispiel die Angaben „erste Kaltpressung“ oder „Kaltextraktion“, organoleptische Eigenschaften in Bezug auf Geschmack und/oder Geruch für natives Olivenöl extra und native Olivenöle, sowie das Erntejahr (Delegierte Verordnung (EU) Nr. 2022/2104 der Kommission).

Kategorisierung und Einstufung

In der Delegierten Verordnung (EU) Nr. 2022/2104 der Kommission werden die Merkmale für Olivenöle und Oliventresteröle festgelegt. Anhand dieser Verordnung werden die Qualitäts- und Reinheitsparameter für jede der Kategorien von Olivenöl und Oliventresteröl bestimmt. Die Durchführungsverordnung (EU) 2022/2105 der Kommission definiert die Analysemethoden, die bei der Bewertung der Konformität des Öls mit seiner angegebenen Kategorie anzuwenden sind. Die Überprüfung der Einhaltung der Merkmale, die in der Delegierten Verordnung (EU) 2022/2104 der Kommission festgelegt sind, wird gemäß der Durchführungsverordnung (EU) 2022/2105 der Kommission durch die zuständigen nationalen Behörden gewährleistet.

Die letztgenannte Verordnung enthält ferner Vorschriften und Methoden für die Probenahme und die Festlegung von Qualitäts- und Reinheitsparametern. Durch die Mitgliedstaaten zugelassene Prüfergruppen müssen die organoleptischen Eigenschaften der nativen Olivenöle bewerten.

Sonstige Kontrollarten

Abgesehen von den spezifischen Kontrollen für den Olivenölsektor müssen die EU-Länder auch gewährleisten, dass die anderen rechtlichen Anforderungen eingehalten werden. Das allgemeine Lebensmittelrecht regelt alle Schritte der Erzeugung, der Verarbeitung und des Vertriebs von Lebensmitteln. Die allgemeinen Kennzeichnungsvorschriften sorgen dafür, dass die Verbraucher hinsichtlich der Eigenschaften der Olivenöle (Zusammensetzung, Qualität, Herkunft, Kategorie, Erzeugungsmethode) nicht getäuscht werden und dass die Kennzeichnung von Olivenöl im Einklang mit den allgemeinen Vorschriften für die Kennzeichnung von Lebensmitteln in der Verordnung (EU) Nr. 1169/2011 steht.

Internationale Organisationen

Internationaler Olivenrat

Die EU ist Mitglied des Internationalen Olivenrates (IOR), einer internationalen zwischenstaatlichen Organisation im Bereich Olivenöl und Tafeloliven. Er wurde im Jahr 1959 in Madrid (Spanien) gegründet.

Zu seinen derzeitigen Mitgliedern gehören die führenden internationalen Erzeuger und Ausführer von Olivenöl und Tafeloliven. Die IOR-Mitglieder stehen für 94 % der weltweiten Olivenproduktion; davon entfallen auf die EU fast 72 %.

Codex Alimentarius

Die Codex-Alimentarius-Kommission entwickelt und verabschiedet Lebensmittelnormen, die als Standards für den internationalen Lebensmittelhandel dienen.

Es gibt eine spezielle Norm für Olivenöle und Oliventresteröle (CX-33-1981), mit der Vorschriften für die Beschreibung, allgemeine Zusammensetzung und Qualitätsfaktoren, Kennzeichnung und Analyse- und Probenahmeverfahren festgelegt werden.

Sie wird derzeit überarbeitet, um bestehende nationale Normen mit der Codex-Norm in Einklang zu bringen.

Ausschüsse und Expertengruppen

Der Ausschuss für die gemeinsame Organisation der Agrarmärkte tritt regelmäßig zusammen, um über Themen wie die Entwicklung der Marktpreise, Erzeugung und Handel in der EU und in Drittländern zu diskutieren. Er unterstützt die Kommission auch beim Erlass von Durchführungsrechtsakten.

Die Gruppe für den zivilen Dialog und die Arbeitsgruppe für Gartenbau, Oliven und Spirituosen ermöglicht der Kommission einen regelmäßigen Dialog mit den Interessenträgern zu allen Fragen im Zusammenhang mit dem Olivensektor.

Die Sachverständigengruppe für Agrarmärkte besteht aus einer Untergruppe von Olivenölchemikern, die die Kommission bei der Ausarbeitung von Rechtsvorschriften und der Entwicklung von Strategien für die Chemie des Olivenöls und seine Standardisierung unterstützen. Die Untergruppe setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern der nationalen Verwaltungen und Sachverständigen zusammen, die von der Kommission ad personam ernannt werden.

Rechtsvorschriften zu Olivenöl

Zu den Rechtsgrundlagen für Olivenöl gehören Rechtsvorschriften zu Vermarktungsnormen, Eigenschaften von Olivenölen und Oliventresterölen, Erzeugerorganisationen, Unterstützungsprogramme, private Lagerhaltung und Preismitteilungen.

Vermarktungsnormen

Vermarktungsnormen für Olivenöle und Oliventresteröle sind in EU-Rechtsvorschriften festgelegt.

Ökologische/biologische Erzeugung

Alle Bereiche der ökologischen/biologischen Erzeugung sind in den Rechtsvorschriften zum ökologischen/biologischen Landbau festgelegt und beruhen auf einer Reihe zentraler Grundsätze wie des Verbots genetisch veränderter Organismen und der Begrenzung des Einsatzes von Herbiziden und Pestiziden.

Geografische Angaben

Olivenölerzeuger können gemäß der Verordnung (EU) Nr. 1151/2012 einen Antrag auf Eintragung ihres Erzeugnisses als geschützte Ursprungsbezeichnung oder geschützte geografische Angabe im Rahmen der Qualitätsregelungen für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel stellen.

Private Lagerhaltung

Die Durchführungsverordnung (EU) 1333/2013 der Kommission legt die Mitteilungspflichten im Rahmen der gemeinsamen Organisation der Agrarmärkte fest.

Die Delegierte Verordnung (EU) Nr. 2016/1238 der Kommission enthält gemeinsame Bestimmungen für die Gewährung von Beihilfen für die private Lagerhaltung von bestimmten landwirtschaftlichen Erzeugnissen.

Infolge großer Bestände auf EU-Ebene sowie mehrerer guter Ernten nacheinander kam es zu einem Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage und einem Preisrückgang. Daher genehmigte die Europäische Kommission die Beihilfen für die private Lagerhaltung von Olivenöl, um den Markt zu stabilisieren und für höhere Preise zu sorgen. Die Regelung wurde im Rahmen von vier Ausschreibungsverfahren durchgeführt, von denen das erste im November 2019 und das letzte im Februar 2020 abgeschlossen wurde.

Förderprogramme

Die Delegierte Verordnung (EU) Nr. 611/2014 der Kommission legt Stützungsprogramme für den Sektor Olivenöl und Tafeloliven fest.

Die Durchführungsverordnung (EU) Nr. 615/2014 der Kommission enthält genaue Vorschriften für die Arbeitsprogramme zur Unterstützung des Sektors Olivenöl und Tafeloliven.

Dokumente

19. DEZEMBER 2023
Factsheet: olive oil quality checks in the EU – 2022 results