Bericht
Die Europäische Kommission lotet derzeit aus, wie das Potenzial der Eiweißpflanzenerzeugung in der EU genutzt werden kann, um den Bedürfnissen von Landwirten, Erzeugern und Verbrauchern gerecht zu werden.
Die Herstellung und Beschaffung von Pflanzenproteinen für den Agrar- und Lebensmittelsektor hat wiederholt zu einer politischen Debatte auf EU-Ebene geführt. In dem Bericht über die Entwicklung von Pflanzenproteinen in der Europäischen Union werden Angebot und Nachfrage bei Pflanzenproteinen in der EU untersucht und Möglichkeiten für die weitere Entwicklung ihrer Erzeugung auf wirtschaftlich solide und umweltverträgliche Weise erörtert. Außerdem wird die von der Kommission durchgeführte Analyse des Eiweißpflanzensektors in der EU zusammengefasst.
Hintergrund
Im Februar 2018 wurde eine Umfrage unter den Interessengruppen durchgeführt, um die aktuelle Lage in der EU zu bewerten. Anschließend veranstaltete die Kommission vier Workshops zum Thema Pflanzenproteine, um über Forschung und Innovation, agronomische Verfahren und Umweltvorteile, die Lieferkette in der EU und die Nachfrage in verschiedenen Marktsegmenten zu diskutieren. Im November 2018 wurde der Bericht im Rahmen einer hochrangigen Konferenz vorgestellt und erörtert.
Die häufigsten eiweißreichen Pflanzen sind Sojabohnen, Leguminosen (Getreide und Futter) und Ölsaaten. Als Quelle von Aminosäuren für Nutztiere sind Pflanzenproteine ein wesentlicher Bestandteil des Tierfutters und daher für die Landwirtschaft in der EU von entscheidender Bedeutung. Auch als Lebensmittel werden sie zunehmend verwendet, die jährliche Wachstumsrate beläuft sich weltweit auf fast 7 %. In der EU besteht allerdings ein erhebliches Defizit an Pflanzenproteinen, sodass ein Großteil dessen, was im EU-Agrarsektor benötigt wird, importiert werden muss.
Eine verstärkte Erzeugung von Pflanzenproteinen in der EU kann sich nicht nur für Landwirte und Erzeuger von Lebens- und Futtermitteln wirtschaftlich positiv auswirken, sondern auch vielfältige Vorteile für Umwelt und Klima bringen. Insbesondere tragen Eiweißpflanzen dazu bei, Stickstoff aus der Atmosphäre im Boden zu binden, und spielen daher eine wichtige Rolle in einem nachhaltigeren Stickstoffkreislauf.
Dennoch bestehen einige Schwierigkeiten beim Ausbau des Pflanzenproteinsektors in der EU, z. B.:
- die agronomischen Bedingungen in Europa, die für die Erzeugung von Pflanzenproteinen in großem Maßstab nicht optimal sind;
- die wirtschaftliche Rentabilität dieser Kulturen in Europa;
- die Wettbewerbsfähigkeit von Eiweißpflanzen in der EU im Vergleich zu importierten Pflanzenproteinen;
- Wettbewerb um die Nutzung von Ackerland;
- fehlende Forschung zu Zuchtmethoden, agronomische Verfahren und unterschiedliche Verwendungszwecke.
Im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik sind bereits eine Reihe von Maßnahmen vorgesehen, durch die die Erzeugung von Pflanzenproteinen in der EU seit einigen Jahren direkt oder indirekt gefördert wird. Dazu gehören Ökologisierungsmaßnahmen zur Förderung von ökologischen Vorrangflächen und der Anbaudiversifizierung‚ fakultative gekoppelte Stützung sowie Forschung und Innovation, z. B. über die EIP-AGRI-Fokusgruppe.
Hochrangige Konferenz
Am 22. und 23. November 2018 wurde der Bericht auf einer hochrangigen Konferenz in Wien (Österreich) vorgestellt und erörtert. Die Veranstaltung wurde vom österreichischen EU-Ratsvorsitz mitorganisiert, und das Europäische Parlament trug zu der Diskussion bei.
Umfrage unter den Interessenträgern
Die Erarbeitung des Berichts über die Entwicklung von Pflanzenproteinen in Europa begann mit einer Umfrage unter den Interessenträgern. Dabei zeigte sich, dass in der gesamten EU großes Interesse an diesem Thema besteht. Insgesamt beantworteten mehr als 440 Experten aus 26 Mitgliedstaaten den Fragebogen. Dabei bestätigte sich auch, dass sich die Behörden, die Landwirte und der Wirtschaftssektor gemeinsam um die Entwicklung von Pflanzenproteinen in Europa bemühen sollten.
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